Die beste Zeit unseres Lebens by Haran Maeve

Die beste Zeit unseres Lebens by Haran Maeve

Autor:Haran, Maeve [Haran, Maeve]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2015-09-13T16:00:00+00:00


Kapitel 14

»Bella, Schatz, bist du dir wirklich sicher, was das Baby angeht?«

So brutal und taktlos diese Frage klingen mochte, musste Laura Gewissheit haben. Der Gedanke, das Kind könnte lediglich aus dem einen Grund gezeugt worden sein, um Simon eins auszuwischen, war einfach zu schrecklich. »Ich finde, dass es nicht fair wäre, wenn du es im Grunde bloß bekommst, um dich an Dad zu rächen.«

»Beruhige dich, das ist nicht der Fall. Auch wenn es so aussieht bei diesem Timing. Natürlich wird es mir eine gewisse Genugtuung bereiten, es ihm unter die Nase zu reiben. Aber es war wirklich ein Zufall.«

Laura saß auf dem Sofa in Nigels unbeschreiblich chaotischer Wohnung. Wie sie von Bella wusste, hatte er den ganzen zusammengewürfelten Kram bereits vom Vormieter übernommen und noch einiges vom Sperrmüll hinzugefügt. Eine einsame Glühbirne beleuchtete die Sleepy-Hollow-Poster. An einer anderen Wand fletschte ein Vampir die bluttriefenden Zähne. Laura fragte sich, was Goth-Babys wohl anzogen, und musste sich zwingen, in die Gegenwart zurückzukehren.

»Ein Kind zu bekommen und es aufzuziehen ist eine andere Sache, als schwanger zu werden.«

Bella entzog ihrer Mutter die Hand, nach der sie gegriffen hatte. »Mum, ich weiß, dass du hier bist, um es mir auszureden. Ich verdiene nicht genug, bla, bla. Die Wohnung ist eine Bruchbude, bla, bla. Nigel ist nicht gerade ein Investmentbanker, bla, bla. Das weiß ich alles, denn ich bin vierundzwanzig und kein schwangeres Schulmädchen, das auf eine kostenlose Sozialwohnung scharf ist. Deshalb lautet meine Antwort: Ja. Ich will dieses Kind.«

Zumindest wäre unter diesen Umständen eine kostenlose Sozialwohnung gar keine so schlechte Idee, dachte Laura.

»Und wie willst du ein Baby ernähren?«

»Nigel hat einen neuen Job.«

Laura hakte lieber nicht nach. Nigel und Job, was konnte das schon sein. Als Rausschmeißer bei einer Zusammenkunft der Hells Angels? Als Double für Hulk, das grüne Monster? Sie glaubte, der Schlag würde sie treffen, als Bella es ihr sagte.

»Er fängt als Aushilfslehrer an.«

»Braucht man dazu keine Ausbildung?« Laura erinnerte sich an die Horrorgeschichten, die Claudias Don ihnen über die Arbeit eines Aushilfslehrers erzählt hatte. Dass sie die schlimmsten Schüler in den schlimmsten Klassen an den schlimmsten Schulen zugeteilt bekamen. Dass die Schüler es weidlich ausnützten, wenn die Aushilfen sich an der betreffenden Schule nicht auskannten. Der arme Nigel. Es sei denn, die Schüler wagten es nicht, sich mit einem riesigen Gruftie anzulegen.

»Nun, er hat eine Ausbildung.« Ein Hauch von Stolz schwang in Bellas Tonfall mit.

»Und als was? Als Fußballtrainer?« Laura biss sich auf die Lippe. Diese Spitze war ihr bloß herausgerutscht. »Entschuldige.«

»Als Religionslehrer. Er hat Theologie studiert.«

Laura verschlug es endgültig die Sprache.

»Hör zu, Mum.« Bellas Stimme klang jetzt ernst und eindringlich. »Ich weiß, dass du das als eine einzige Katastrophe betrachtest und denkst, ich sollte Karriere machen, Geld verdienen und so weiter. Aber ich will dieses Baby wirklich. Seit ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, erscheint mir das Leben so viel sinnvoller. Ich werde auf dieses Kind aufpassen und es beschützen. Immer.«

Ihre unbedingte Entschlossenheit versetzte Laura einen Stich. Sie meinte in Bellas Worten einen leisen Vorwurf mitschwingen zu hören, dass es ihr, Laura, nicht gelungen war, ihre Tochter zu beschützen.



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